„Unterdrückte / Begrabt Eure Zwietracht!" (Bertolt Brecht, Grabschrift für Rosa Luxemburg, 1929). Die Mahnung hat mit dem russisch-ukrainischen Krieg eine geopolitische Dimension erreicht, die an Carl Schmitts „Ausnahmezustand" („radikales" Freund-Feind-Machtschema) erinnert. Der Bellizismus verlangt wieder Blutzoll für eine globale Machtverschiebung, die – imperial flankiert von den USA und China – Europa erneut in eine atomare Katastrophe bringen kann.„Aber wenn es gilt, gegen den Militarismus zu kämpfen, da sind wir alle einig, da gibt es keine Richtungen." So hieß es in einer Rede von Rosa Luxemburg zum „Frankfurter Prozeß" auf einer Protestversammlung gegen ihre Verurteilung am 22. Februar 1914. Heutzutage hört sich das eher wie ein frommer Wunsch an. Denn die einstig starke Arbeiterbewegung ist heute zu einer peripheren Erscheinung geworden.Die Zwietracht zwischen Brüdern folgt nun der kalten Machtlogik von Bürokraten und Plutokraten. Unterhalb von Nationalismus und globalisiertem Kapitalismus stehen dennoch Ausgebeutete und Unterdrückte. Darum also – begrabt Eure Zwietracht!
Mit Jörn Schütrumpf (Herausgeber der Rosa-Luxemburg-Schriften), Ingar Solty (Sozialwissenschaftler, Rosa-Luxemburg-Stiftung), Klaus Wolfram (Philosoph und Verleger, BasisDruck Verlag) u. a.